Bürgerinformationssystem

Auszug - Anbau an die Grundschule Gießelhorst  

 
 
Sitzung des Ausschusses für Schule und Bildung
TOP: Ö 7
Gremium: Schulausschuss Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Mo, 28.06.2021 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:00 - 20:26 Anlass: Sitzung
Raum: Forum der Oberschule Westerstede
Ort: Heinz-Böhnke-Straße 3, 26655 Westerstede
21/1038 Anbau an die Grundschule Gießelhorst
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Federführend:Amt für Bildung und Leben Bearbeiter/-in: Dujesiefken, Feenke
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Herr Leffers erläutert, dass in der letzten Schulausschusssitzung ein skizzenhafter Entwurf mit Planungsgrundzügen der Verwaltung vorgestellt wurde. Es sei ein wenig zurück- aber auch nach vorne geschaut worden. Die Grundzüge wie Platzbedarf, Brandschutz, Ganztagsbetreuung und Schulkonzept seien für die Schule wichtig. Es wurde beschlossen, um den Blick von außen berücksichtigen und eine Bereicherung daraus ziehen zu können, die Anbau-/Ergänzungsplanung an einen Planer außerhalb des Rathauses zu vergeben. Daraufhin habe die Verwaltung Kontakt mit dem Planungsbüro Juilfs aufgenommen. Die heute anwesende Frau Eilers vertrete das Planungsbüro und werde im Folgenden einen ersten Vorentwurf vorstellen. Weil die Diskussion in den letzten Jahren sehr breit und kontrovers geführt worden sei, habe man den Vorentwurf zunächst bewusst nur auf gewisse praktische Gegebenheiten durchleuchtet und noch nicht den Einladungsunterlagen beigefügt. Ursprünglich sei aus Dorfsicht der Anbau eines Mehrzweckraumes für die Schule benötigt worden, der auch gleichzeitig für die Dorfgemeinschaft geeignet sei. Im nächsten Schritt habe man jedoch erkannt, dass beides zu trennen ist, weshalb ein separates Dorfgemeinschaftshaus im Rahmen der Dorferneuerung entstanden ist. Für die Ausrichtung der Schule hätten sich letzten Endes ganz andere Planungsparameter, wie zum Beispiel die Ganztagsbetreuung, ergeben, welche jetzt mit abgearbeitet werden sollen. Der Zeitplan sehe vor, dass dem heute vorgelegten Vorentwurf zugestimmt werde und man sich mit diesem Votum anschließend unter Beteiligung der Akteure in die Feinplanung begeben könne. Schulleitung, Fachbehörden und das Dorf Gießelhorst (Förderverein) sollen sodann beteiligt werden.

In der Herbstsitzung des Schulausschusses könne dann über konkrete Pläne, Kostenberechnung/-schätzung und Bereitstellung der noch zur Verfügung zu stellenden Haushaltmittel beraten werden. Der danach zu beschließende Haushalt stelle die Grundlage für eine Ausschreibung und Bauantragstellung/-genehmigung im neuen Jahr dar.

Frau Eilers stellt den Vorentwurf, der unter dem Motto der Schule „Natürlich. Gemeinsam. Lernen.“ Entstanden ist, vor. Bei der Wahl der Konstruktion und der Anordnung des Gebäudekörpers sei diesem Motto Folge geleistet worden. Der Neu-/Erweiterungsbau wurde im rückwärtigen Bereich angeordnet, sodass der Baumbestand erhalten bleiben könne. Im Bestands­gebäude schlage man, um die Schule besser zu strukturieren, eine Neugliederung der Anordnung des Verwaltungsbereichs für die Leitung, Sekretariat und das Lehrerzimmer vor. Die Zuteilung der Sanitärräume mit den geforderten Behinderten-WCs, die Situation im Foyerbereich bezüglich Fluchtwege und des Brandschutzes seien ebenso berücksichtigt worden wie der zweite Fluchtweg im Obergeschoss. Auch wurden zusätzliche Lagerflächen geschaffen. Bei der Fortführung der Halle wurde dem Wunsch nach multifunktionalen Räumen nachgekommen. Dank des großen Oberlichts werde das Tageslicht in die Mitte des Gebäudes gezogen. Hier wurde zusätzlich ein weiterer Lagerraum geschaffen. Im linken Bereich des Neubaus sei die Funktionen Kochen, Mittagessen und Lehrküche mit Ausblick zum Schulgarten zusammengebündelt. Die Anlieferung des Mittagsessens könne unabhängig vom Bestandsgebäude von der Seite erfolgen. Die Möblierung sei lediglich ein Beispiel und zum derzeitigen Planungsstand nur ein Angebot und würde mit der Schulleitung und den Nutzern zu einem späteren Zeitpunkt ausgearbeitet. Wunsch sei es gewesen, einen weiteren Klassenraum mit den angeordneten Differenzierungsräumen zu schaffen. Diese Differenzierungsräume seien ebenfalls multifunktional nutzbar, zum Beispiel für Kleingruppenarbeit, Ruheraum oder Sanitätsraum. Der zusätzliche Eingang rechts im Entwurf habe eine Sauberlaufzone und sei barrierefrei. Damit entspreche die Schule allen derzeitigen Standards.

Weiter gäbe es eine von außen zugängliche Unterstellmöglichkeit für Spielgeräte oder sonstiges. Vom Obergeschoss führe eine Fluchttreppe hinab, die zusätzlich als Torwand oder vertikale Begrünungsfläche genutzt werden könne. Als Dachkonstruktion vom Pultdach sei ein konstruktiver Bauteilschutz gewählt worden, indem eine Dachbegrünung gewählt wurde. Die geplante Vegetationsmatte habe ein Bauteilschutz integriert. Diese schütze die Bitumenschicht vor mechanischen Eingriffen, wie Ästen von den Bestandbäumen, und diene zusätzlich als Wärmepuffer. Der Anbau würde sich dem ortsbildprägenden Hauptgebäude unterordnen und sei nicht aufdringlich. Die Dachfenster im Bestandsgebäude würden nicht beeinträchtigt werden. Bezüglich der Fassadengestaltung sei man frei und könne diese in der weiteren Ausarbeitung vertiefen. Grundsätzlich gelte der Grundsatz der Nachhaltigkeit und der Verwendung natürlicher Materialien für ein modernes Lernen in Gießelhorst.

Auf Anfrage von Ratsherr Park nach einer Kostenschätzung erklärt Frau Eilers, dass die Kosten nach tagesaktuellen Preisen am Markt berechnet würden seien und sie diese mit rd. 838.000 € beziffere. Hierin enthalten seien die Kosten für den Brandschutz, Statiker, Planer, Lüftungsanlage und Wärmepumpe. Eine Differenzierung der Kosten zwischen Anbau und Brandschutz sei aktuell zahlenmäßig noch nicht klar trennbar. Als Kostenpunkt im Brandschutz würden jedoch die zusätzliche Fluchttreppe, die Umstrukturierung im Bestandsgebäude, die Aufweitung des jetzigen Bestands und das Entfernen von Brandlasten in den Fluchtwegen anfallen.

Ratsherr Harms fragt, ob die Pläne mit der Schulleitung abgesprochen seien. Ferner würde er gerne wissen, ob eine Erweiterung bei Bedarf möglich sei.

Herr Leffers führt aus, dass eine Erweiterung bislang nicht thematisiert worden sei, da dies nicht der Schulentwicklungsplanung entspräche. Ein Anbau sei jedoch grundsätzlich möglich, wäre dem vorgestellten Gesamtkonzept allerdings nicht zuträglich.

Zur Beteiligung der Schulleitung verweist Herr Leffers auf seine einleitenden Worte. Ferner habe ein umfangreiches Gespräch mit Herrn Juilfs, Frau Eilers und der Schulleitung vor Ort stattgefunden. Daraus resultieren die vorgestellten Pläne.

Frau Hinrichs ergänzt, es seien im letzten Schulausschuss bereits Skizzen von Herrn Ebner vorgestellt worden. Daraufhin wurde der Auftrag erteilt, die Planung extern zu vergeben und auch die Schulplaner des Landes nochmals einzubeziehen. Diesem Auftrag wurde nachgekommen. Mit der Schulplanerin Frau Lückebergfeld fand ein Termin Anfang März statt. Unter anderem wurde besprochen, welche Alleinstellungsmerkmale man für die Schule thematisieren könne. Frau Isemann sei in der Zwischenzeit bereits in die „Ackerdemie“ eingetreten und habe das Thema „Lernen in der Natur“ als Alleinstellungsmerkmal weiter herausgebildet. Das alte Schulkonzept von Frau Jackson wurde fortgeführt und diese Idee eingearbeitet. Das aktualisierte Schulkonzept sei für alle auf der Internetseite der Grundschule ersichtlich und ist nun Gegenstand für die Beauftragung des Architekten. Die Schulleitung wurde selbstverständlich bereits in einer sehr frühen Phase mit einbezogen, gerade um alle Ideen zusammenzutragen. Der Auftrag aus dem letzten Schulausschuss wurde so verstanden, dass die Grundschule Gießelhorst so aufgewertet werde, dass sie eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den anderen Westersteder Grundschulen sei, um dort eine platzmäßige Entlastung herbeizuführen. Das Alleinstellungsmerkmal „Lernen in der Natur/Lernen mit der Natur“ passe auch nach Meinung der Landesplaner sehr gut zu diesem Standort. 

Ratsherr Kroon unterstreicht die sehr gute Umsetzung des pädagogischen Konzeptes in die bauliche Maßnahme. Es wurden bereits Jahre mit der Diskussion verbracht. Gestartet wurde mit einem gemeinsamen Klassenraum und Dorfgemeinschaftsraum als Ergänzung. Dann habe sich die Nutzung anders ergeben. Die Wünsche der Schule wurden daraufhin klarer definiert, dann kam die Frage der Konzeption. Jetzt stehe man an einem Punkt, an der man der Schule die Möglichkeit gibt, das pädagogische Konzept „Lernen im Grünen“ umzusetzen. Offen bleibt für ihn die Frage, ob die Schule das Konzept entsprechend umsetzen und Schüler*innen anwerben kann. Denn aus dem originären Einzugsgebiet sei die Halbzügigkeit nicht abzudecken. Er wünsche sich deshalb die klare Aussage seitens der Schulleitung, dass das Konzept so umsetzbar sei. Die räumlichen Möglichkeiten wären dann sinnvoll.

Ratsherr Park merkt an, dass die Planungen aus 2018 letztlich um die neuen schulplanerischen Aspekte erweitert wurden. So sei der Brandschutz aber auch die Barrierefreiheit und ein behindertengerechtes WC ehemals gar nicht mitberücksichtigt worden. Bereits damals wurde vom Dorf eine multifunktionale Nutzung gefordert und von der Schule als „must have“ angesehen. Insbesondere da der aktuelle Pausenraum recht klein sei und bei schlechter Wetterlage sich dort nicht genügend Kinder aufhalten können. Aber auch für Schulveranstaltungen habe man jetzt die Möglichkeit, einen größeren Raum zu schaffen. Von den Experten werde bezüglich der Ganztagesschule eine klare Trennung zwischen der Beschulung und der Nachmittagsbetreuung empfohlen. Perfekt passe das pädagogische Konzept, welches nun umgesetzt werden müsse. Es sei nicht die Schule für jedermann, sondern auch die Schule, in der Kinder mit Inklusions- und Integrationsbedarf Platz finden und dort besser Fuß fassen könnten. Sehr gelungen sei die Idee mit dem Pultdach und der Begrünung. Im letzten Bauausschuss habe man sich über die Dachgestaltung in Westerstede unterhalten. Eigentlich seien keine Flachdächer in Westerstede gewünscht, sondern Pultdächer oder auch Begrünung von Dachflächen. Die Gießelhorster Schule könne hier als kleines Pilotprojekt angesehen werden.

Was definitiv verbessert werden müsse, sei die Kommunikation untereinander. Er gehe davon aus, dass alle diesen Beschluss positiv begleiten und im nächsten Schulausschuss im November der fertige Beschluss gefasst, der Bau beauftragt und im Jahr 2022 der erste Spatenstich erfolgen könne. Darauf warte das ganze Dorf und vor allem die Schule. Aus den Medien war der große Wurf mit der „Gartenackerdemie“ zu entnehmen. Dafür richte er seinen Dank an alle Beteiligten in der Schule. Damit sei für ihn das Gesamtkonzept mit Lehrküche eine runde Sache. Es sei definitiv der richtige Beschluss gewesen, ein externes Büro zu beauftragen.

Ratsherr Nee wünscht sich dennoch weiterhin eine Grundschule im Stadtbereich. Dies sei heute jedoch nicht Gegenstand der Beratung. Im Beschlussvorschlag stehe, dass die Verwaltung beauftragt wird, etwaige Fördergelder zu beantragen. Im Sachverhalt wird darauf hingewiesen, sofern die Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung des beschleunigten Infrastrukturausbaus der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder des Landes weitergeführt wird, sind entsprechende Fördergelder zu erwarten. Er möchte darauf hinweisen, dass der Runderlass am 20.01.2021 in Kraft getreten sei und mit Datum 31.12.2021 außer Kraft tritt. Dies bedeute, es müssten nun schnell Fördergelder beantragt werden.

Frau Pottek stimmt dem Hinweis zu, dass die Förderrichtlinie ausläuft und verweist auf ihre Ausführungen im Bericht der Verwaltung zu der genannten Richtlinie.

Ratsfrau Schmidt blickt zurück auf die Historie des Themas. Begonnen habe man mit einem kleinen Mehrzweckraum. Heute bekäme man einen Entwurf vorgelegt, der aus ihrer Sicht absolut überdimensioniert sei. Mit jedem vorgestellten Entwurf sei der Bau größer und teurer geworden. In der Präsentation sei die Summe von einer Million zu sehen gewesen. Sie erinnere sich, dass man im Jahr 2018 die ursprüngliche Summe von 350.000 € schon für wahnsinnig teuer gehalten habe. Nun habe man eine dreifache Summe erreicht, von der man bereits wisse, dass diese nicht eingehalten werden könne.

Der Anbau beinhalte nun eine Lehrküche und einen Multifunktionsraum nebst Nebenräumen. Der Brandschutz falle in den Planungen nur minimal auf, obwohl dieser eigentlich die Maßgabe der Sache war. Es sei nicht Maßgabe gewesen, dass dieses Projekt nun noch viel größer werden würde. Sie könne damit so nicht leben. Feinplanung sei gut. Der Entwurf vom letzten Schulausschuss sei jedoch kleiner und günstiger als der heute vorgestellte. Diesen habe sie noch mittragen können. Das Vorgestellte sei aus ihrer Sicht zu umfangreich und könne nicht mit einem „natürlichen“ Konzept begründet werden. Ackerbau betreibe man draußen im Grünen. Gemüse verzehre man am besten frisch und roh. Dafür benötige man keine große Lehrküche. Die Schule soll attraktiv werden, damit Kinder diese wieder besuchen. Das Platzangebot dieser Schule sei jedoch nach wie vor nur begrenzt. Maßgabe war die Schaffung eines neuen Klassenraumes. Im Verhältnis zwischen Altbestand und Neubestand, sei der Neubestand nun größer als das alte Gebäude. Im vorherigen Tagesordnungspunkt wurde beschlossen, 15 bis 20 Millionen Euro für die weiterführende Schule auszugeben. Das Verhältnis zu der jetzt geplanten Maßnahme passe für sie nicht, auch wenn zugegebenermaßen in den neuen Planungen nötige Verbesserungen im Sanitärbereich und im Lehrerzimmer umgesetzt wurden. Das müsse anders gehen und so stelle sie sich die Planung gar nicht vor.

Herr Leffers geht davon aus, dass Ratsfrau Schmidt sich auf die Diskussionen im Schulausschuss und nicht nur auf die Verwaltung bezieht. Er skizziert nochmals die Historie der Maßnahme. So habe am Anfang die Idee für einen Mehrzweckraum im Rahmen der Dorferneuerung und im Zusammenhang mit dem Dorfgemeinschaftshaus gestanden. Dies habe sich aus unterschiedlichen Gründen nicht verwirklichen lassen, sodass man nach getrennten Lösungen gesucht habe. Der erste Entwurf der Verwaltung, der auf 800.000 € beziffert worden sei, sei in der Grundfläche nicht ganz so groß wie der heutige. Die geschätzte Summe habe seinerzeit für Diskussionen gesorgt. Im Ergebnis habe man beschlossen, die Summe auf 300.000 € festzusetzen und zu sehen, was man für diesen Betrag bekommen könne. Parallel sei immer auch ein Dialog mit der Schulleitung geführt worden. Ansprüche einer zukunftsweisenden Schule seien nie monetär festgelegt worden. Von daher sei die Vorgabe von 300.000 € unrealistisch gewesen, weshalb in der letzten Sitzung der Beschluss gefasst wurde, einen externen Planer vorbehaltsfrei mit den Planungen zu beauftragen. Dieser Beschluss sei nun von der Verwaltung so umgesetzt worden. In der heutigen Sitzung gehe es nun im nächsten Schritt darum, die Beauftragung des Planungsbüros mit der Feinplanung zu beschließen und nicht die einzelnen Details.

Ratsfrau Welter kann die Ausführungen von Ratsfrau Schmidt nachvollziehen. Bei jeder Planung sei der Bau teurer und größer worden. Nichts desto trotz gefällt ihr der Vorschlag gut. Es stellt sich die Frage, ob der neue Klassenraum im Erdgeschoss einen vorhandenen Klassenraum im Obergeschoss ersetzen soll. Dieser könnte dann für andere Zwecke, z. B. als Werkraum oder ähnliches, umfunktioniert werden. Ferner stellt sie die Frage, ob die Platzkapazitäten der Schule durch den Anbau erhöht würden. Da im originären Schulbezirk immer noch wenig Schüler*innen diese Schule besuchen könnten, würde dennoch irgendwann eine neue Schule in Westerstede benötigt werden. Für eine finanzielle Förderung für den Ausbau der Ganztagsschule sehe sie gute Chancen, sodass die Baukosten nicht allein von der Stadt getragen werden müssten.

Ratsherr Harms fragt sich, ob die Planungen so aufwendig sein müssen und ob eine Lehrküche für Ganztagsgrundschulen vorgeschrieben sei. Letztlich ginge es darum, das zu schaffen, was erforderlich ist und nicht jedem Wunsch nachzukommen. Bei den anderen Schulen würde man anderenfalls sehr schnell Begehrlichkeiten wecken. Er gehe davon aus, dass die Verwaltung die Notwendigkeit geprüft habe. Man müsse sich sehr genau überlegen, ob es notwendig sei, so eine aufwendige Planung durchzuführen und dann zu realisieren.

Ratsherr Schmidt-Berg findet, dass genauso eine Planung benötigt werde, da diese die Zukunft der Schule und auch die Schule an sich stärke. Bisher habe diese kleinste Schule in der Stadt, heruntergebrochen auf die Schülerzahl, am wenigsten gekostet und es sei dort sehr lange gar nichts gemacht worden. Jetzt müsse gehandelt werden. Selbst eine Planung von dieser Größenordnung halte er für völlig angemessen. Er könne die Einwände nicht nachvollziehen. Die Differenzierungsräume seien notwendig. Auch mache das Konzept im Zusammenhang mit einer Lehrküche Sinn. Die Planung mit dem Mittelteil, schaffe in der sehr beengten Schule endlich mehr Raum. Der zusätzliche Klassenraum, der Brandschutz und die behindertengerechten Toiletten seien in der heutigen Zeit Standard. Er sehe nicht ein, hier Abstriche vorzunehmen. Bereits bei der letzten Präsentation der Verwaltung habe man sich darauf einstellen können, dass die Kosten bei über 500.000 € liegen würden. Er plädiere dafür, dem Beschlussvorschlag zu folgen.

Herr Lukoschus äußert seine Enttäuschung, dass die Schule erst sehr spät in die Planungen einbezogen wurden sei. Diese habe die Pläne erst am Freitag erhalten. Dies reiche nicht aus, um sich entsprechend vorzubereiten. Aus seiner Sicht hätte man schon einen Schritt weiter sein können, wären Schule und Dorf eher involviert gewesen. Immerhin seien seit der letzten Sitzung sieben Monate vergangen. Die Planungen seien gut. Er gehe von Kosten von mehr als einer Millionen Euro aus. Die Mehrkosten seien durch das Hinauszögern der Mehrheit der Entscheidungsträger entstanden. Jeder, der in den letzten ein bis zwei Jahren gebaut habe, wisse wie die Kosten explodiert sind. Dies werde sich in nächster Zeit auch nicht ändern. Auch wenn der Beschluss nun gefasst werde, an die Realisierung glaube er erst, wenn der erste Spatenstich erfolgt sei. Schule müsse sich entwickeln. Ein Schulkonzept habe die Schule schon immer gehabt. Zusammen mit ihrem Team habe die neue Schulleiterin das Konzept weiterentwickelt. Für die konzeptionelle Ausbreitung benötige die Schule nun die entsprechende Infrastruktur. Er appelliert an alle Ratsmitglieder, sich an die Entscheidung, den Standort Gießelhorst aufrecht zu erhalten, zu erinnern.

Ratsfrau Schmidt stellt klar, dass sie grundsätzlich nicht gegen den Anbau sei. Dieser sollte nur nicht überdimensioniert werden. Die Förderrichtlinie laufe zum 31.12. aus und könne gar nicht mehr in Anspruch genommen werden, selbst wenn am heutigen Tage alles befürwortet werde. Was an neuen Förderrichtlinien folgt, sei offen. Im Haushalt seien insgesamt 800.000 € eingeplant. Mit der vorgestellten Planung werde diese Summe überschritten. Die Frage nach der Finanzierbarkeit und Sinnhaftigkeit müsse daher erlaubt sein.

Ratsherr Harms weist die Unterstellung der absichtlichen Verzögerung von Herrn Lukoschus zurück. Man sei nicht nur den Schulen gegenüber verantwortlich, sondern auch den Bürgern dieser Stadt. Es gebe nicht nur Schulprojekte, sondern auch noch andere Projekte, die realisiert werden müssten. Mit den zur Verfügung stehenden Einnahmen müsse man haushalten. In der Vergangenheit sei viel für die Schulen getan worden. Von der Verwaltung wünsche er sich die Aussage, ob die Planung erforderlich sei für eine Ganztagsgrundschule. Wenn ja, stimme er dem Beschluss auch zu. Wenn nein, müsse man über Kürzungen nachdenken.

Herr Rayner-Lorentzen legt den schulischen Zusammenhang dar und verweist auf einen Erlass aus dem März zur Nachhaltigen Entwicklung. Bildung für nachhaltige Entwicklung sei das Zukunftsthema für Niedersachsen. Genau aus diesem Grund plane man die Oberschule für die nächsten 50 Jahre. Dementsprechend sollte auch eine Grundschule zukunftsfähig sein. Klassenräume würden künftig offener konzipiert. Schule werde inklusiv und individuell gestaltet. Von dieser Perspektive aus gesehen, berücksichtige die dargestellte Planung alles, was in Zukunft dringend notwendig und erforderlich sei.

Frau Hinrichs stellt nochmals die Rahmenbedingungen der aktuellen Förderrichtlinie dar. Zur Frage der Erforderlichkeit, müsse eingeräumt werden, dass eine Lehrküche grundsätzlich nicht für einen Ganztagsgrundschulbetrieb vorgesehen sei. Diese sei jedoch der einzige Raum in der Planung, die dieses Kriterium nicht erfülle. Bei den gemeinsamen Überlegungen mit der Schulleitung und der Schulplanerin sei jedoch ganz klar gewesen, dass wenn man nun so viel Geld in eine kleine Grundschule gesteckt, diese dann auch die vorhandenen großen Grundschulen platzmäßig entlasten müsse. Das könne jedoch nur glücken, wenn, die Schule entsprechend attraktiv gestaltet und konkurrenzfähig sei. Dreh- und Angelpunkt sei dabei das Konzept. Sie gebe zu bedenken, dass die Schule über keine Turnhalle verfüge, daher könne konzeptionell Bewegung nicht in den Vordergrund gestellt werden. Es müssen andere Aspekte gefunden werden, die das Alleinstellungsmerkmal der Schule unterstützen. Die Überlegung mit der „Ackerdemie“ zunächst zu säen bzw. zu pflanzen und dann das Geerntete in einer Lehrküche weiter zu verarbeiten, passe zu der Schule. Wenn dieses Alleinstellungsmerkmal genutzt werden soll, um die Schule entsprechend aufzuwerten, müssten entsprechende hygienische Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Ferner setze eine Ganztagsschule eine warme Mittagsverpflegung voraus. Hierfür sei wie vom Gesetzgeber gefordert und in allen anderen Ganztagsschulen auch berücksichtigt, der Bereich der Aufwärmküche und der Spülküche geplant worden. Kreativ sei man bereits bei dem Aufenthaltsbereich gewesen, der multifunktional genutzt werden könne. Hier könne auch das Mittagessen eingenommen werden. Somit könne die Frage der Erforderlichkeit nicht klar mit ja oder nein beantwortet werden.

Frau Mansholt findet den Plan überzeugend. Die Bedenken von Ratsfrau Schmidt könne sie ebenfalls nachvollziehen. Als Vertreterin der Elternschaft sehe sie eine Verwaltung, die bereit ist, Verantwortung für zukunftsfähige Schulen zu übernehmen. Die Verwaltung habe sich auf den Weg gemacht und eine Planung vorgelegt. Diese habe Tragweite für die Zukunft. Mit so einer Schule könne man modern, kindorientiert, schülerorientiert und zukunftsfähig arbeiten und lernen. Man habe hier ein höherwertiges Schulgebäude geplant. Natürlich müsse man die Gerechtigkeit zu den anderen Schulen im Blick behalten. Dennoch könne man nun kaum zurückplanen, da dies unwesentlich günstiger würde.

Frau Isemann führt aus, dass es sie sehr freue, dass die Sache Fortschritte mache und dass das ausführliche Gespräch mit dem Planungsbüro Früchte getragen habe. Der Entwurf spiegle genau das Konzept der Schule wieder. „Lernen mit der Natur“ sei seinerzeit von Frau Jackson ins Leben gerufen und nun weiter ausdifferenziert worden. Auch das Kollegium halte an dem Konzept fest, weil es gerade in Gießelhorst im Grünen gelebt werden könne. Als Schulleiterin wolle sie das Beste für die Kinder und wünsche sich, dass die Version nun weiter Form annehme.

Ratsherr Schmidt-Berg weist Ratsherrn Lukoschus darauf hin, dass man sich bei allen Beschlüssen bezüglich der Grundschule Gießelhorst politisch immer einig gewesen sei. Zu den finanziellen Bedenken von Ratsfrau Schmidt und Ratsherrn Harms wird ausgeführt, dass man sich derzeit dies finanziell leisten könne, da man gut aufgestellt sei. Aus seiner Sicht handele es sich um keinen Luxusbau oder übermäßige Planungen, sondern um ganz normale Planungen für eine Schule, die auch in Zukunft Bestand haben soll. Wenn es eine Förderung gibt, sei dies zu begrüßen, wenn nicht, müsse die Stadt selbst für die Maßnahme aufkommen.

Ratsherr Betten stellt den Antrag auf Beendigung der Debatte. Die Ausschussvorsitzende, Ratsfrau Demirbilek, lässt sodann über den Antrag abstimmen.

7 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen

Der Antrag wird somit abgelehnt.

Ratsherr Park möchte zwei Aspekte nicht unerwähnt lassen. Zum Thema Gerechtigkeit müsse hinzugefügt werden, dass die Grundschule Gießelhorst 30 Jahr verzichtet habe. So lange sei bereits über den Pausenraum, Differenzierungsräume etc. gesprochen wurden. Er schäme sich über die Diskussion vor den Beteiligten. Ohne Diskussion sei einstimmig der Beschluss gefasst worden, 17 Millionen Euro für den Ausbau der Oberschule mit nicht ganz 800 Schülern und damit 21.250 € pro Schüler bereit zu stellen. Und auch hier wisse man, dass die Kosten im Endeffekt höher seien. Umgerechnet stelle sich die Situation in Gießelhorst genauso dar. Er appelliere nun, die längst überfälligen und notwendigen Maßnahmen in die Wege zu leiten, um die Schule zukunftsfähig aufzustellen.

Ratsherr Kroon entgegnet, dass es bei der Entscheidung nicht um eine reine Vergleichsrechnung von einer Million zu 17 Millionen gehe. Bei beiden Schulen ginge es um ein pädagogisches Konzept, welches in den Schulen umgesetzt werden müsse. Entsprechend habe man die Infrastruktur zu schaffen. Zu hinterfragen, ob und warum das Konzept neben dem Klassenraum noch zwei Differenzierungsräume und eine Lehrküche benötige, sei berechtigt. Jedoch sei ständiges Misstrauen gegenüber den Ratsmitgliedern und der Verwaltung nicht der richtige Weg. Die Verwaltung habe das umgesetzt, was lange diskutiert wurde. Die Schule habe deutlich gemacht, dass sie das pädagogische Konzept umsetzen kann. Damit sei man heute einen Schritt weitergekommen. Er werde dem Beschlussvorschlag zustimmen und die Diskussion im November endgültig führen.

Ratsherr Lukoschus erinnert sich an die Fassadensanierung an der Robert-Dannemann-Schule vor ein paar Jahren. Damals habe er schon zu Recht gesagt, dass man den großen Wurf benötige. Die Mehrheitsgruppe habe dies unter anderem abgelehnt. In verstrichenen Jahren gäbe es eine Preissteigerung, die die Politik zu vertreten habe. Er habe die Verwaltung nicht angegriffen. Im Gegenteil, er habe sich vorher erkundigt. Das Dezernat um Hilke Hinrichs bestehe darauf, zukunftsorientiert zu planen, was heute auch von politischer Seite bestätigt wurde. Das Ganze hätte man bei einem früheren Beschluss mit Sicherheit günstiger bekommen können. Mit einer Preissteigerung bis zur finalen Planung müsse gerechnet werden. Auch könne man nicht A mit B vergleichen. Eine Oberschule sei nicht mit einer Grundschule vergleichbar. Hier ginge es um konzeptionelle Arbeit. Man habe immer alle Schulen darum gebeten, Konzepte vorzulegen. Die Schulplaner seien vor Ort gewesen und alles Notwendige habe stattgefunden. Es sei Zeit, sich auf den Weg zu machen. Er habe das Vertrauen in die Politik, dass das Vorhaben so nun umgesetzt werde.

Frau Hinrichs ergänzt, dass mit Zustimmung von Frau Isemann das Konzept dem Protokoll beigefügt wird.

 


Beschluss:

Dem in der Sitzung vorgestelltem Vorschlag zum Anbau der Grundschule Gießelhorst wird zugestimmt und das Planungsbüro Detlef Juilfs nach Vorliegen eines Angebotes mit der Feinplanung beauftragt.

Die Verwaltung wird beauftragt, etwaige Fördergelder zu beantragen.

 


Abstimmungsergebnis:


12 Ja- Stimmen, 2 Enthaltungen
 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Schulkonzept Gießelhorst (405 KB)      
Anlage 2 2 200628_Vorstellung Entwurf Grundschule Gießelhorst (32329 KB)