Bürgerinformationssystem

Auszug - Evaluation des Maßnahmepakets zur Erhaltung und Verbesserung der Qualität in Kindertagesstätten   

 
 
Sitzung des Sozialausschusses
TOP: Ö 10
Gremium: Sozialausschuss Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Di, 07.10.2025 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:00 - 21:10 Anlass: Sitzung
Raum: Erdgeschoss des Rathauses Zum Stadtpark, Zum Stadtpark 2, 26655 Westerstede
Ort:
22/1348-01 Evaluation des Maßnahmepakets zur Erhaltung und Verbesserung der Qualität in Kindertagesstätten
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
  Bezüglich:
22/1348
Federführend:Amt für Bildung und Leben Bearbeiter/-in: Pottek, Karen
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Frau Pottek erinnert an die seinerzeit im Arbeitskreis erarbeiteten Lösungsansätze zur Erhaltung und Verbesserung der Qualität in Kindertageseinrichtungen und den daraufhin gefassten Beschluss zum durchaus kostspieligen Maßnahmepaket. Alle sieben Einzelmaßnahmen des Paktes werden, ergänzend zur Sitzungsvorlage, noch einmal durch Frau Pottek erläutert. Sie hebt hervor, dass die Ausbildung der Sozialpädagogischen Assistenzkräfte sehr erfolgreich gewesen sei und alle sechs Auszubildenden den Abschluss erreichen konnten. Alle Kräfte seien übernommen worden und eine Auszubildende habe sich sogar für die weitergehende Ausbildung als Erzieherin entschieden.

Im Bereich der Personalausfallzeiten sei hingegen bedauerlicherweise ein deutlicher Anstieg der Ausfallzeiten zu verzeichnen – trotz einer Erhöhung der Springkräfte in einem noch nie dagewesenen Ausmaß.

Dennoch sei das Maßnahmepaket wichtig, um dem mittlerweile allgemein vorherrschenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken und eine Verbesserung der Arbeitssituation herbeizuführen. Diese Ziele spiegelten sich auch in der neu gefassten Aufnahmesatzung wieder.

Zur Evaluierung des Maßnahmepaketes habe die Verwaltung einen Großteil der Kindertagesstätten in den Dienstbesprechungen aufgesucht, um das dortige Meinungsbild zum Maßnahmepaket einzufangen. Zudem ist eine Abfrage im Kita-Leitungstreffen erfolgt, an welchen neben den eigenen Kita-Leitungen auch die Leitungskräfte der externen Träger teilgenommen hätten. Besonders hilfreich werde die Erhöhung der Leitungs- und Verfügungszeit wahrgenommen. Dies sei besonders wichtig, um einen Austausch untereinander zu ermöglichen und damit beispielsweise auf die allgemeine Zunahme von Kindswohlgefährdungen eingehen zu können. Insgesamt werde das Paket von den Mitarbeitern positiv bewertet, es sei jedoch auch ein Gewöhnungseffekt eingetreten, so dass ein Zurückfahren auf der Mindeststandart kaum möglich sei. Zudem hätten zwischenzeitlich auch andere Kommunen und Träger entsprechende Pakete beschlossen, so dass die Mitarbeitergewinnung nach wie vor schwierig bleibe.

Auf Kreisebene hätten sich die Kita-Leitungen für eine einheitliche Regelung im Ammerland ausgesprochen. Dieser Vorschlag kann aus Sicht der Verwaltung jedoch nicht mitgetragen werden, da es sich hierbei um eine freiwillige Leistung der Stadt Westerstede handele und dies nicht von jeder Kommune oder jedem Träger finanziell leistbar sei. Hinzu komme, dass es große Unterschiede in den Kommunen gebe und fremden Trägern keine entsprechende Regelung vorgeschrieben werden könne.

In den Dienstbesprechungen seien die Mitarbeiter weiterhin befragt worden, was konkret für eine gute pädagogische Arbeit benötigt werde. Zudem habe es eine Zusammenkunft von Kita-Leitungen und Grundschulleitungen gegeben. Dort spiegelten die Grundschulleitungen wieder, dass die Schulfähigkeit der Kinder in den letzten Jahren deutlich zurückgehe. Es zeige sich auch, dass insgesamt in den Familien weniger gesprochen werde und daher immer mehr Aufwand im Bereich Sprachförderung erforderlich sei. Dies binde vermehrt Kapazitäten in den Einrichtungen. Aus den Kitas werde immer mehr eine fachliche Beratung im pädagogischen Bereich gefordert, dies könne man als Verwaltungskräfte jedoch fachlich nicht leisten, so dass auch die Einstellung einer Fachberatung überdacht werden sollte.

Es wurde sich daher darauf verständigt, einen internen Arbeitskreis zum Thema Schulfähigkeit ins Leben zu rufen, um die Situation zu verbessern. Der Arbeitskreis setze sich dabei aus Vertretern der Grundschulen und Kitas zusammen.

Anhand der anliegenden Präsentation stellt Frau Pottek die aus den Dienstbesprechungen weiterhin gewonnen Ergebnisse dar.

Letztendlich müsse man feststellen, dass die mit dem Maßnahmepaket beabsichtigten Ziele Entlastung des Personals, Stärkung und Bindung des Personals, Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit und Attraktivitätssteigerung als Arbeitgeber nicht in dem gewünschten Maße erreicht werden konnten. Die beabsichtigte Minimierung der Krankenstände sowie der Notbetreuungszeiten konnten nicht erreicht werden und betragen einen nie dagewesenen Höchststand.

Immer wieder wurde festgestellt, dass ein verbesserter Betreuungsschlüssel ausschlaggebendes Kriterium für die Qualitätssteigerung und Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit sei. Weiterverfolgen müsse man daher die Ziele zur Reduzierung der Platzzahlen in Kindergartengruppen sowie die Beobachtung der Personalausfallzeiten. Im Bereich der krankheitsbedingten Personalausfallzeiten zeige sich jedoch auch, dass psychische Erkrankungen oftmals im Privatbereich begründet und nicht zwingend Ergebnis der Arbeitsbedingungen in Kitas seien.

Besonderes Augenmerk sollte zudem auf die vom Land finanziell geförderte Aus- und Weiterbildung, der Beschäftigung von Zusatzkräften über die Richtlinie Qualität sowie die vom Land für 2027 in Aussicht gestellte Förderung für Drittkräfte in Kindergärten (ab einer täglichen Betreuungszeit von 6 Stunden) gelegt werden.

Herr Ockenga gibt zu bedenken, dass eine qualitative Ausweitung des Angebotes nicht zwingend zu qualitativen Verbesserungen führen würden. Probleme in der Mitarbeiterführung habe es schon vor Jahrzenten gegeben. Er fragt an, ob es weitere Möglichkeiten gebe, um den „neuen Erkrankungsarten“ zu begegnen, beispielsweise durch einen veränderten Ausbildungsansatz. Frau Pottek weist darauf hin, dass genau in diesem Bereich weitere Lösungsansätze gesucht werden müssen.

Ratsfrau Kundt-Bergmann betont, dass für die Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung viel Geld in die Hand genommen wurde und die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit den beschlossenen Maßnahmen zeige, dass dies der richtige Weg sei. Andere nordeuropäische Länder seien aus ihrer Sicht Vorreiter in diesem Bereich und hätten bereits die Gruppengröße reduziert und die Bezahlung der Kita-Mitarbeiter verbessert. Hier werde auf Bundes- und Landesebene zu wenig für die Qualitätsverbesserung in Kitas investiert, so dass die Kommunen diese Problematik nun auffangen müssten. Im Hinblick auf die gestiegene Anzahl an psychischen Erkrankungen sei bekannt, dass diese in allen Arbeitsbereichen gestiegen seien. Die Investition in das Maßnahmepaket bewerte sie sehr positiv und spricht sich für eine Fortführung aus.

Herr Busch wirft in diesem Zusammenhang ein, dass die Gesundheit von Mitarbeitern selbstverständlich ein hohes Gut sei. Dennoch stehe die Stadt in den nächsten Jahren bekanntlich vor großen Herausforderungen in der Haushaltsplanung. Er gibt zu bedenken, dass die beschlossenen Maßnahmen für die Verbesserung der Arbeitsqualität nahezu wirkungslos geblieben seien und mahnt an, dass die zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel zukünftig nicht mehr für wirkungslos gebliebene Maßnahmen oder zur Lösung von „Luxusproblemen“, wie einem bestimmten Kitaplatz in Wohnortnähe, verwendet werden können. Die rechtlich vorgeschriebene Betreuung könne bereits gewährleistet werden. Hier habe die Stadt Westerstede in den vergangenen Jahren erhebliches investiert und geleistet. Die Haushaltslage zwinge alle Bereiche zu Einsparmaßnahmen und auch der Sozialausschuss müsse dies bei den künftigen Beschlussfassungen bedenken.

Frau Kundt-Bergmann sei durch ihre Arbeit im Haushaltsausschuss durchaus die schwierige Haushaltslage bekannt. Es müsse in allen Bereichen Einsparungen geben, daher sei hier auch keine Erhöhung der Haushaltsmittel, sondern lediglich die Fortführung im bisherigen Umfang vorgesehen. Die getroffenen Maßnahmen hätten durchaus positive Auswirkungen und es sei zu befürchten, dass ohne die beschlossenen Maßnahmen beispielsweise ein noch höherer Krankenstand bestehen könnte. Es sollte Ziel sein, dass der Betreuungsschlüssel für Mitarbeiter und Kinder verbessert werde, um zumindest alles zu versuchen, und bestmöglich in die Zukunft der Kinder zu investieren.


Beschluss:

Die in dem Maßnahmepaket genannten 7 Einzelmaßnahmen zur Erhaltung und Ver­besserung der Qualität in den Kindertagesstätten werden in den nächsten 2 Jahren fortge­führt. Die hierfür notwendigen Haushaltsmittel werden vorbehaltlich der Haushalts­lage in den Haushalts- und Stellenplan eingestellt. Zum Ende des Jahres 2027 sind die Maßnahmen mit den dann geltenden gesetzlichen Mindestanforderungen abzugleichen und zu evaluieren.


Abstimmungsergebnis:

Einstimmig.

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 TOP 10 - Präsentation Evaluation Maßnahmenpaket (1526 KB)