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Auszug - Information über die Situation der Förderschule und des Förderschulangebotes in Westerstede  

 
 
Sitzung des Schulausschusses
TOP: Ö 8
Gremium: Schulausschuss Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Di, 28.06.2022 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:00 - 19:37 Anlass: Sitzung
Raum: Forum der Oberschule Westerstede
Ort: Heinz-Böhnke-Straße 3, 26655 Westerstede
22/1250 Information über die Situation der Förderschule und des Förderschulangebotes in Westerstede
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Informationsvorlage
Federführend:Amt für Bildung und Leben Bearbeiter/-in: Pottek, Karen
 
Wortprotokoll

Ausschussvorsitzender Lukoschus verweist auf die Informationsvorlage Nr. 22/1250 und erteilt dem Schulleiter der Förderschule Herrn Rayner-Lorentzen das Wort.

Herr Rayner-Lorentzen berichtet über die Situation der Förderschule. Diese sei derzeit sehr unbefriedigend, da der Fortbestand der Förderschule Lernen derzeit über den 31.07.2028 hinaus nicht gesichert sei. Zu diesem Zeitpunkt laufe die Genehmigung zur Fortführung der Förderschule Lernen aus. Dies bedeute, dass zu Beginn des nächsten Schuljahres 2022/2023 letztmalig Schülerinnen und Schüler in den Jahrgang 5 aufgenommen werden könnten.

Nun sei der Ausgang der im Herbst anstehenden Landtagswahlen in Niedersachsen entscheidend für den Fortbestand. Aktuell habe die Landtagsfraktion der FDP einen Gesetzesentwurf zum Fortbestand der Förderschulen Lernen eingebracht.

Grund für das Auslaufen der Förderschule Lernen sei, dass alle Kinder künftig im Rahmen der Inklusion an einer Schule in einer Klasse beschult werden sollen. Die Kinder sollen also auf eine Regelschule gehen und dort im Idealfall durch abgestellte Förderlehrkräfte innerhalb eines bestimmten Stundenkontingentes individuell gefördert werden. Man könne aber davon ausgehen, dass dies nicht der Regelfall sein werde und in der Praxis nicht umsetzbar sei. Es gebe bislang noch keine abschließende Definition, was Inklusion eigentlich genau ist und was dies für die betroffenen Schülerinnen und Schüler bedeute. Nach wie vor entschieden sich viele Eltern dafür, ihre Kinder an einer Förderschule unterrichten zu lassen. Auch wenn er den Grundgedanken einer Schule für alle gut fände, könne er aber aus eigener Erfahrung berichten, dass es definitiv Schülerinnen und Schüler gebe, die an einer Regelschule nicht unterrichtet werden könnten. Für Westerstede schätze er, dass dies ca. zwischen 20 bis 30 Schülerinnen und Schüler betreffe. Auch diese Kinder hätten ein Recht auf Bildung.

Er kenne kein Land auf der Welt, in dem alle Kinder mit allen unterschiedlichen Bedürfnissen in einer Klasse gemeinsam unterrichtet werden würden. Beispielhaft führt er einige europäische Länder auf. In Skandinavien gebe es z. B. spezielle Klassen. Alle Kinder besuchten zwar eine Schule, würden aber nach ihren Bedürfnissen angepasst in unterschiedlichen Klassen unterrichtet.

Er befürchte also, dass mit Auslaufen der Förderschule künftig eine Schülergruppe auf die Oberschule zukomme, die ihren Anforderungen nicht gerecht werden könne. Diese Kinder seien aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, eine Regelschule zu besuchen. Aber auch diese Schülerinnen und Schüler hätten im Sinne der Inklusion ein Recht auf Teilhabe und dürften künftig nicht vergessen werden.

Ausschussvorsitzender Lukoschus dankt Herrn Rayner-Lorentzen für seine Ausführungen. Hier zeige sich deutlich, welch großen Einfluss die Landespolitik an den Schulen vor Ort habe. An der Förderschule werde wertvolle Arbeit geleistet. Die Bedenken, die von Herrn Rayner-Lorentzen genannt wurden, seien voll und ganz nachvollziehbar. Problem sei jedoch, dass es in der Landespolitik derzeit keine einheitliche Linie gebe und der Ausgang der nächsten Landtagswahl abzuwarten sei. Wichtig sei jedoch, die betroffene Schülerschaft im Blick zu halten und deren Bedürfnisse auch künftig zu beachten.

Ratsherr Kroon schließt sich den Ausführungen des Ausschussvorsitzenden an. Der Bereich Lernförderung sei bereits ein großes Thema an der Oberschule, trotzdem gebe es Schülerinnen und Schüler, die einer speziellen Förderung bedürften, die an einer großen Regelschule nur schwer umsetzbar sei. Es sei daher wichtig, die Oberschule mit entsprechenden Räumlichkeiten für einen inklusiven Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler auszustatten. Die konkrete Umsetzung des inklusiven Unterrichtes sei eine große pädagogische Herausforderung. Die weitere politische Entwicklung auf Landesebene bleibe abzuwarten.

Auch Ratsfrau Ackermann beurteilt die Situation als sehr unbefriedigend. Die Entscheidung, welche Schule ihr Kind besuche, sollte weiterhin bei den Eltern liegen. Daher würde sie es begrüßen, wenn sich die Landespolitik zur einem Fortbestand der Förderschulen Lernen entschließen würde. Sie schätze es sehr, dass sich Herr Rayner-Lorentzen so für seine Schülerschaft einsetze und für einen Erhalt der Förderschule Lernen kämpfe.

Ratsherr Nee dankt Herr Rayner-Lorentzen für die eindrucksvolle Darstellung der Situation. Die Abschaffung der Förderschulen Lernen sei in der Vergangenheit bereits ein großes Thema gewesen. Auch er spricht sich für einen Erhalt der Förderschulen Lernen aus und hofft, dass die Politik auf Landesebene entsprechend entscheide. Die Eltern müssten auch weiterhin die Möglichkeit haben, ihr Kind auf eine Förderschule Lernen schicken zu können.

Ratsherr Gerdes hofft ebenfalls auf eine positive politische Entscheidung zum Erhalt der Förderschulen Lernen. Die Arbeit an diesen Schulen sei für die betroffene Schülerschaft sehr wichtig.

Ausschussvorsitzender Lukoschus fasst die Diskussion zusammen. Alle Fraktionen stehen hinter der Förderschule Lernen. Er spricht Herrn Rayner-Lorentzen einen Dank für seine Arbeit und sein Engagement aus.