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Herr Bezirksförster Christian Schulze Döring, der 1997 die Försterei Westerstede übernommen hat, führt aus, dass Westerstede 16 % Waldanteil habe. Er berichtet weiter, dass im Ammerland der Privatwald mit rd. 75 % dominierend sei, 20 % sei Staatswald und 5 % sei Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und werde vom Bundesamt für Immobilien verwaltet. Die durchschnittliche Waldgröße der Privatbesitzer liege bei rd. 12 ha und sei mit einer sehr hohen Vielzahl an Baumarten bestockt. Zum Gelingen der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung, haben sich die Privatbesitzer zur Forstbetriebsgemeinschaft Waldbauverein Ammerland zusammengeschlossen, dieser bestehe aus 90 % der Privatwaldbesitzer und habe 450 Mitglieder. Herr Schulze Döring führt weiter aus, dass er den Ausführungen von Herrn Dr. Scheitz zustimme und weist auf das allgemeine Baumsterben hin. Er erläutert die verschiedenen Krankheiten, Schadbilder und Schädlinge der einzelnen Baumarten und ergänzt, dass im Ammerland 50 % Laubwald und 50 % Nadelwald vorhanden seien. Weiter berichtet der Bezirksförster über Schädlinge, Krankheiten und klimabedingte Herausforderungen sowie über das Baumsterben durch Pilzbefall. Zudem, so führt er weiter aus, gebe es im Ammerland Schädlingsbefall durch Borkenkäfer und bei einigen Baumarten würden die sturmbedingten Schäden zunehmen. Er stellt in seinem Redebeitrag heraus, dass die Pappel die einzige Baumart sei, die momentan klimabedingt noch als robust anzusehen sei. Der Bezirksförster berichtet weiter, dass die Gedanken um die Zukunft des Baumbestandes sehr präsent seien, auch wenn das Ammerland ein feuchter Standort sei und die Probleme der Trockenheit, wie beispielsweise in der Lüneburger Heide, nicht so extrem seien. Zukünftig, so erläutert er weiter, werde es aus Gründen der nötigen Klimarobustheit immer mehr „Exoten“ wie beispielsweise die Schwarznuss oder die Esskastanie im Baumbestand geben. Diese seien auch bereits Bestandteil der Kulturen. Herr Schulze Döring führt weiter aus, dass aufgrund der Sturmereignisse rd. 700.000.000 Forstpflanzen benötigt werden aber die deutsche Forstbaumschulwirtschaft, mangels fehlender Fruktifizierung der Bäume, nicht genügend Saatgut habe und deswegen nur max. 10.000.000 Pflanzen produzieren könne. Er ergänzt weiter, dass aus diesem Grund die Förster andere Überlegungen anstellen, wie eine Bestockung gelingen kann. Er gibt weiter zu bedenken, dass die Forstwirtschaft eine sehr lange Produktionszeit habe, die sogenannte Umtriebszeit, der zu erwartende Zeitraum von der Bestandsbegründung bis zur Endnutzung durch Holzeinschlag. Dies seien bei der Eiche 180 bis 300 Jahre, hingegen bei der Pappel nur 30 bis 50 Jahre. Auf Nachfrage von Ratsherrn Fischer nach dem prozentualen Anteil des Mischwaldes im Ammerland, im Hinblick auf ein ausgewogenes Ökosystem, führt der Bezirksförster weiter aus, dass im Ammerland der prozentuale Anteil des Mischwaldes bei 60 % bis 70 % liege. Er erklärt weiter, dass bei der Anpflanzung eines Mischwaldes das unterschiedliche Wuchsverhalten der einzelnen Baumarten berücksichtigt werden müsse, denn der Lichtbedarf der verschiedenen Baumarten sei sehr unterschiedlich. Herr Schulze Döring verweist, im Hinblick auf die allgemeine Verbesserung der CO² Speicher, darauf, dass ein Wald rd. 12 t pro Jahr und ha an Kohlendioxid speichere und der beste CO² Speicher der sei, der dauerhaft verwendet werde und führt das Beispiel des Xantener Doms an, der mit Schwarzpappel gebaut, bereits 1100 Jahre CO² speichere. Ratsfrau Kundt-Bergmann erkundigt sich bei dem Bezirksförster nach seiner Empfehlung, wie der Waldbestand zukünftig hinsichtlich der veränderten klimatischen Bedingungen, wie vermehrte Trockenheitsphasen oder starke Wind- und Hochwasserereignisse und die genannten Krankheiten und Schädlinge, resistenter zu machen sei. Herr Schulze Döring erklärt, dass das Wasser im Wald gehalten werden müsse, um Trockenheitsphasen zu verkürzen. Die Wasserverfügbarkeit beeinflusse die Vitalität der Wälder maßgeblich. Naturnahe Feuchtstandorte tragen zum Rückhalt von Wasser bei und wirken den Hitze- und Trockenperioden im Zuge des Klimawandels entgegen, daher habe man mit der Renaturierung von Waldgewässern begonnen. Ratsherr Hots spricht den Schädlingsbefall sowie das dadurch verursachte Baumsterben an und erkundigt sich bei Herrn Schulze-Döring nach der Herkunft der Schädlinge. Der Bezirksförster führt aus, dass der Weiße Stengelbecherchen aus Südosteuropa eingeschleppt wurde. Dieser Pilz sei vormals nicht als gefährlich eingestuft gewesen und habe erst bei seiner Ankunft in Europa eine Mutation erlebt und sei schädlich geworden. Jugendbeiratsmitglied Hanna Glatz erkundigt sich nach den Möglichkeiten der Stadt Westerstede, den Waldbestand zu fördern. Herr Schulze-Döring führt aus, dass z.B. bei dem nun geplanten Aufforstungsprojekt von rd. 0,7 ha eine neue Waldgeneration gepflanzt werde. Die städtische und vormals landwirtschaftlich genutzte Fläche werde im Zuge einer Kompensationsmaßnahme aufgewertet und neuer Wald begründet. Ratsherr Cording bezieht sich auf die klimabedingt erforderliche Robustheit der zukünftigen Bäume und den Gedanken, mehr Exoten anzupflanzen, und stellt die Frage, ob die derzeitige Baumpflanzliste des Landkreises noch als aktuell anzusehen sei. Herr Schulze Döring berichtet, dass die Baumarten der Liste zukünftig sehr vielfältig sein sollten, um auf alle Eventualitäten im Hinblick auf zukünftiges Klima und Schädlinge vorbereitet zu sein. Nach Beantwortung aller Fragen bedankt sich der Ausschussvorsitzende bei dem Bezirksförster Herrn Schulze Döring für die ausführlichen Erläuterungen.
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