Bürgerinformationssystem

Vorlage - 17/0167  

 
 
Betreff: Einrichtung eines Landschaftsinformationszentrums auf dem Jaspershof - Anteil der Stadt an den laufenden Kosten
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Federführend:Bürgermeisterbüro Bearbeiter/-in: Hinrichs, Hilke
Beratungsfolge:
Kulturausschusses Vorberatung
15.05.2017 
Sitzung des Ausschusses für Kunst und Kultur geändert beschlossen   
Verwaltungsausschuss Entscheidung

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Finanzielle Auswirkungen
Anlage/n

Beschlussvorschlag:

Die Einrichtung eines Landschaftsinformationszentrums wird befürwortet. Die Stadt Westerstede beteiligt sich mit einem Jahresbeitrag von 10.000,--€ am dafür noch zu gründenden Trägerverein „Grünes Leben auf dem Jaspershof“.

 

 


Sachverhalt:

In der Sitzung des Ausschusses für Kunst und Kultur am 02.02.2016 wurde das Gesamtkonzept für die Nutzung des Jaspershofes vorgestellt. Außerdem hat Frau Christina Martens die Initiative des Küchengartens vorgestellt. Einig war man sich, dass die Aktivitäten des Küchengartens in die Planungen für das Gelände aufgenommen werden. Auch die Überlegungen, die Wagenremise mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Leader-Programm zu einem Landschaftsinformationszentrum sowie Sozial- und Funktionsräumen für den Küchengarten umzubauen, wurden in diesem Zusammenhang mitgetragen. Ebenfalls Teil des Konzeptes ist die Vermietung der Scheune an die Gemeinnützige Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit mbH (GPS). Hier wird in der Wagenremise ein Teilbereich für die jetzt im Abraxas untergebrachte Holzwerkstatt benötigt.

 

Beauftragt wurde die Verwaltung damit, zu prüfen, ob eine Genossenschaft oder ein Träger verein besser geeignet ist, die Trägerschaft zu übernehmen. Diese Prüfung hat ergeben, dass eine Genossenschaft immer auch ein Stück weit auf Ertrag aus der Bewirtschaftung des Grundstückes ausgerichtet ist, auch wenn sie einem gemeinnützigen Zweck dienen kann. Erträge werden aber vorrangig weder aus der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung der Flächen noch aus der Information der Gäste und Einheimischen über unsere Kulturlandschaft erzielt, so dass ein Verein als die bessere Alternative für die Trägerschaft gesehen wird. Mit dieser Form hat auch das Grünlandzentrum in Ovelgönne bereits gute Erfahrungen gemacht.

 

Auf der Basis dieser Überlegungen sind bereits zahlreiche Gespräche mit potenziellen Mitgliedern eines solchen Trägervereins geführt worden. Sehr offen für eine Mitgliedschaft haben sich die örtlichen Naturschutzverbände gezeigt, wie z.B. die BUND-Kreisgruppe, die Naturschutzgemeinschaft Ammerland u.a.. Auch die Imker, der Küchengartenverein oder die Jägerschaft haben schon durch konkrete Aktivitäten ihre Verbundenheit zum Jaspershof gezeigt. Weitere Gespräche mit Sponsoren, Unterstützern und Interessenvertretern waren durchaus zielführend, so dass es jetzt möglich ist, Mitte des Jahres zu einer Gründungsversammlung einzuladen. Dazu ist die Positionierung der Stadt Westerstede zur eigenen Beteiligung am Trägerverein notwendig.

 

Hier wird ein Mitgliedsbeitrag als Standortkommune mit einem besonderen Interesse in Höhe von 10.000,--€ für angebracht gehalten. Die vorgeschlagene Staffelung für die Jahresmitgliedsbeiträge der unterschiedlichen Mitglieder ist beigefügt. Sollte es ein Interesse an privater Mitgliedschaft geben, sollte hier analog des Mitgliedsbeitrags für die örtlichen Vereine kalkuliert werden. Bei ausreichender Mitgliederzahl lassen sich die laufenden Betriebskosten des Landschaftsinformationszentrums refinanzieren.

 

In der Sitzung soll das gesamte Nutzungskonzept mit den finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen vorgestellt werden. Der Jaspershof soll zum Anlaufpunkt für Kunst und Kultur bzw. die Kulturlandschaft werden. Die bereits eingeleitete Entwicklung dieser Hofanlage wird dadurch fortgesetzt. Dazu gehört der Küchengarten genauso wie das geplante Landschaftsinformationszentrum Ammerland (LIZA). Letzteres erfüllt die Kriterien einer überörtlichen Einrichtung, einmal für das gesamte Ammerland als Vernetzungs- und Informationspunkt. Zum anderen wird über die Zusammenarbeit mit dem Wallheckenzentrum, dem Grünlandzentrum und dem Moorzentrum, wie es in den Vorstellungen des Regionalen Entwicklungskonzepts der Leader-Region „Parklandschaft Ammerland“  als Leitprojekt formuliert wurde, auch eine darüber hinaus gehende Überregionalität angestrebt.

 

Folgende Aspekte soll das Landschaftsinformationszentrum (LIZA) abdecken:

 

1.Der Landkreis Ammerland und die Stadt Westerstede werben  auch über die Grenzen hinweg mit der Parklandschaft Ammerland und beziehen sich ganz bewusst in Rahmen dieses Marketings nicht nur auf die Gartenkultur, sondern auf die natürlichen Landschaftsstrukturen, die das Ammerland prägen. Die Gartenkultur wird im Park der Gärten auf sehr vielfältige Art erläutert und mit den offenen Gärten im Kreisgebiet vernetzt. Der Park der Gärten trifft aber nur wenig Aussagen zu den natürlichen Landschaftselementen, hört also dort auf, wo das LIZA ansetzt. Die Kulturlandschaft „Parklandschaft Ammerland“ wird also bislang an keiner Stelle erklärt. Lediglich in einigen Veröffentlichungen, aber an keinem für Einheimische oder  Touristen leicht erreichbaren Ort. Diese Lücke soll das LIZA schließen, anhand eines Modells oder auf andere plakative Art und Weise sollen die Gesamtzusammenhänge der Ammerländer Parallelrinnenlandschaft dargestellt und für die Landschaftsabfolge vor Ort sensibilisiert werden. Die nur zaghaften Hinweise der Übergänge der Geestrücken auf die Niederungsbereiche und von dort wieder zum nächsten Geestrücken sind ohne entsprechende Erläuterungen kaum in der Natur wahrnehmbar. Sowohl Einheimischen als auch den Touristen müssen diese Besonderheiten erst erläutert werden. Gleiches gilt für die einzelnen Landschaftselemente  und die von ihnen ausgehende Wirkung. Von diesem zentralen Punkt der „Grundlagenerläuterung“ werden die Besucher dann über ein Wander-/Radwegenetz (sinnvollerweise verbunden mit den touristischen Routen) oder einer Autotour weiter zu den verschiedenen Beispielen geführt.

Ohne die Herstellung des Gesamtzusammenhanges kann man sicher die einzelnen Themenfelder Moor (Bodenstation, Moorlehrpfad), Wallhecken (Landschaftsfenster) oder Wald verstehen, aber nicht die Struktur unserer einzigartigen Kulturlandschaft erfassen. Diese Klammer soll das LIZA werden. Das Thema Gewässerentwicklung soll speziell aufgearbeitet werden. Hier haben die Wasser- und Bodenverbände ein Interesse auf Vernetzung von deren Maßnahmen und entsprechender Öffentlichkeitsarbeit.

 

2.Natur und Landschaft kann nur erhalten, wer um ihren Wert weiß. In Vorträgen, Seminaren und Workshops sollen Informationen zu diesen Themenfeldern angeboten werden. Adressat sind anders als beim Regionalen Umweltbildungszentrum nicht allein die jüngere Generation, sondern eher diejenigen, die durch ihr Handeln auch Natur und Landschaft beeinflussen (können). Als Beispiel ist hier die Gewässerunterhaltung zu nennen. Der Ammerländer Wasseracht z.B. schweben schon lange Fortbildungen zu diesem Thema vor, um deutlich zu machen, dass weniger manchmal mehr ist, wenn die Entwässerung gewährleistet ist. Gleiches gilt für Fragen zur Nutzung von Gewässerrandstreifen, zur richtigen Düngung, zur Bedeutung von forstwirtschaftlicher Nutzung für die Erhaltung des Waldbestandes, zu Alternativen für die Bodenverbesserung  u.v.m..

 

3.Die Erfahrungen aus der Apothekervilla als Anlaufpunkt für Gesundheit und Soziales haben gezeigt, dass gemeinsame Räumlichkeiten für Angebote die Akteure zusammenführen und auf dieser Basis mit entsprechender Koordinierung auch gemeinsame Projekte entstehen. Das wichtigste dabei ist ein neutraler Ort. Durch den nur flankierenden Charakter der Behörden, die grundsätzlich nicht Projektträger oder –beteiligte sind, spielen Ängste vor Ahndungen nach Cross Compliance oder dem Ordnungsrecht in der Diskussion um die verschiedenen Problemstellungen keine Rolle. Alle Akteure im Bereich Natur und Landschaft kennen sich über den Arbeitskreis Naturschutz beim Landkreis Ammerland und den Beirat der Naturschutzstiftung Ammerland zwar untereinander, müssten aber ganz bewusst aufeinander zugehen, um gemeinsam Projekte zu verwirklichen. Bislang gibt es nicht die niedrigschwellige Ebene des Zusammentreffens ohne Behörden, die aber das Brainstorming als Wiege der Idee wesentlich erleichtern und die Grundlage für ein gemeinsames Projekt bieten würde. Gerade diese Lücke soll geschlossen werden. Der Arbeitskreis Blühstreifen ist hier ein gutes Beispiel, wie so etwas funktionieren könnte, ist aber beschränkt auf die Schaffung von Lebensräumen für Insekten. All die anderen Themenfelder, insbesondere im Bereich des Gewässerschutzes, der Erhaltung von Landschaftsstrukturen und -vielfalt in Zeiten des Flächendrucks, der Artenvielfalt und Biodiversität haben keine solche niedrigschwellige Plattform als Basis für gemeinsame Problemlösungen. Weder die Naturschutzbehörde noch das Umweltbildungszentrum, das mehr den Bildungsauftrag als den der Projektinitiative hat, kann das leisten. Das LIZA bietet die Chance, hier Lösungen zu erarbeiten, die mit verschärften Gesetzen und Restriktionen nicht erreicht werden können. Die Erfahrungen mit der Grünlandumbruchverordnung und auch anderen Regularien haben gezeigt, dass gerade solche Restriktionen zu Handlungen treiben, die von keinem gewollt, alles andere als vernünftig im Sinne der Kulturlandschaft sind und einen ungehörigen Verwaltungsaufwand produzieren. Häufig genug entsteht dadurch eher eine Verschlimmbesserung als eine echte Problemlösung. Die im LIZA über den Weg der Gespräche, der Informationen und Angebote entstehende Plattform für gemeinsame Projekte und Ideen ist hier deutlich zielorientierter.

 

 

Aus diesem Grund wird eine breite Mitgliedschaft der unterschiedlichen Akteure in dem Trägerverein „Grünes Leben auf dem Jaspershof“ angestrebt. Hier sollte die Stadt Westerstede als Standortkommune mit gutem Beispiel vorangehen, um möglichst viele zur Nachahmung zu motivieren.

 

 


Finanzielle Auswirkungen:

Jährlicher Mitgliedsbeitrag in Höhe von 10.000,--€ ab 2018/2019

 

 


Anlage/n:

Grünes Leben auf dem Jaspershof - Projektbeschreibung

Betriebskostenzusammenstellung und Staffelung der Mitgliedsbeiträge für den Trägerverein

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Grünes Leben im Jaspershof - Projektbeschreibung März 2017 (2420 KB)      
Anlage 2 2 Grünes Leben im Jaspershof -Betriebskostenzusammenstellung (196 KB)