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Die Ausschussvorsitzende verweist auf die Beschlussvorlage 23/1434-01 und bittet Herrn Christen vom Ingenieurbüro Oliver Christen Lichtplanung um weitere Ausführungen. Herr Christen beschreibt anhand einer Power-Point Präsentation zunächst das Planungsgebiet mit der Fußgängerzone, den angrenzenden verkehrsberuhigten Straßen sowie dem Stadtpark „Thalenweide“. Die dort befindlichen Bogenleuchten hätten inzwischen ein Alter von 40 Jahren erreicht und müssten nunmehr erneuert werden, da diese technisch mehr als überholt und auch nicht mehr zu reparieren seien. Der seinerzeit gewählte Ansatz mit hochwertigen Lampen und z. B. der Aufstellung in Gruppen zeuge von hochwertigen Gestaltungszielen, die man auch bei der gesamten Materialauswahl wiedererkennen könne. Beim ZOB sei die hergebrachte Anordnung der Leuchten so, dass der zentrale mittlere Bereich ganz ohne Beleuchtung geplant und errichtet wurde, so dass hier trotz neuer Lampenköpfe keine gute Ausleuchtung erzielt werde. Dieser Bereich sei jedoch für den Ein- und Ausstieg der Fahrgäste von relevanter Bedeutung. Auf dem anliegenden Albert-Post-Platz wurden 2023 im Zuge der REACT-Maßnahme die Leuchten im Parkplatz- und Verkehrsbereich modernisiert, jedoch lasse sich die Ausleuchtungsqualität in der Fläche durch angepasste Technik noch optimieren.
Herr Christen führt weiter aus, dass als Grundlagen für die Entwicklung eines innerstädtischen Lichtkonzeptes eine normgerechte gleichmäßige Ausleuchtung im Innenstadtbereich, warme Lichtquellen sowie eine Beleuchtung, die weder in ein Gebäude hinein noch über den Giebel hinaus scheint, von Bedeutung seien, um energetischen als auch ökologischen Ansprüchen Rechnung tragen zu können.
Herr Christen beschreibt die Lichttechnik einer Straßenlaterne und hebt hier das asymmetrische Licht hervor, um eine gleichmäßige Ausleuchtung zu erzielen. Diese Technik könne in jedes Leuchtendesign eingebaut und das Licht beispielsweise auch optimal auf eine Fassade gerichtet werden. Andere Lichtelemente wie Bodeneinbauleuchten sollten hingegen nur besondere Punkte im Stadtbild hervorheben, nicht aber ausleuchten. Entscheidend für die Farbtemperatur sei die Anzahl von Kelvin (K). Warmes Licht habe einen Durchschnittswert von 2.700 K; je höher die K-Zahl ausfällt, desto kälter/bläulicher sei das Licht. Herr Christen unterstreicht, dass für jede Form der Beleuchtung eine DIN-Norm bestehe. So wären bei einer Straßenbeleuchtung andere DIN-Normen anzusetzen als in einer Fußgängerzone oder in einer Parkanlage. Die Auswahl der Beleuchtungsklassen sei ein entscheidender Punkt, um die Nutzungszeiten und die Beleuchtung zu optimieren, gleichzeitig den Strombedarf gegenüber verkehrsüblicher Technik um bis zu 1/3 zu reduzieren. Durch eine bedarfsgerechte Steuerung, wie es bei der Stadt Bramsche umgesetzt wurde, bestehe außerdem die Möglichkeit sogar bis zu 50% der Kosten einzusparen. Weiter erläutert Herr Christen anhand eines Planes die Aufstellung von neuen Leuchten im Wohngebiet Hössen XII - Haarfurther Straße. Die geplanten Leuchten im Kreuzungsbereich seien hier zwar klassisch, aus heutiger Sicht aber kontraproduktiv angeordnet, da die Ausleuchtung des Verkehrsraumes weniger als 50 % betrage und größtenteils nur die irrelevanten Nebenbereiche erhellt würden. Durch ein verändertes Konzept könnte man 14 anstatt 11 Leuchten mit jeweils geringerer Leuchtstärke aufstellen, wodurch der gesamte Straßenbereich optimal ausgeleuchtet und damit qualitativ aufgewertet würde und man den Energiebedarf insgesamt sogar noch verringern könne. Herr Christen spricht sich für eine bedarfsgerechte Beleuchtung aus, die oftmals mit einer Einsparung der Energiekosten von 35 – 70 % einherginge. Über Induktionsschleifen, Sensoren oder Bewegungsmelder könne jede Anlage so eingestellt werden, dass diese größtenteils maximal gedimmt betrieben und das Beleuchtungsniveau nur im Bedarfsfall angehoben werde. Auf Nachfrage von Ratsherrn Cording erklärt Herr Christen, dass bei einer Halbnachtschaltung ein Leuchtmittel abgeschaltet werden würde. Bei dimmbaren Leuchten hingegen könne die Leistung, beispielsweise von 80 Watt auf 50 Watt, reduziert werden. Herr Christen berichtet weiter über die adaptive Lichtsteuerung, welche funkbasiert und intelligent sehr fein gesteuert werden könne, was ein hohes Einsparpotenzial eröffnen würde. Die Laternen erhöhen die Leuchtkraft behutsam, wenn sich ein Fahrradfahrer oder ein Auto nähere. Anschließend regele sich die Leuchtkraft eigenständig wieder herunter, was von außen fast nicht wahrnehmbar sei, da das Auge nur abrupte Veränderungen feststellen könne. Sodann führt er zu funkbasierten Beleuchtungsanlagen aus, welche nachträglich in vorhandenen Systemen integriert werden könnten, dass diese Technologie noch relativ neu sei und von vornhinein für den Lampentyp vom Hersteller so vorgesehen sein müsse. Der Einbau in das bestehende System der Stadt Westerstede sei technisch derart aufwendig, dass die Kosten für einen Umbau höher seien als die Beschaffung neuer Lampen. Ratsherr Cording hinterfragt die Möglichkeiten der Umsetzung auf funkbasierte Leuchtenköpfe und wie eine Verbindung über das Online-Portal zustände käme. Herr Christen erklärt, dass bei der städtischen Beleuchtung keine Schnittstelle im Lampenkopf vorhanden sei und demnach auch keine Nachrüstung möglich wäre. Bei neuen Leuchten hingegen wären diese Schnittstellen schon standardmäßig ab Werk verbaut. Der Datenaustausch funktioniere dann individuell über eine SIM-Karte oder über Gruppenschaltungen. Ratsherr Diers erkundigt sich nach dem Radius der adaptiven Lampen und der unterschiedlichen Ausrichtungsmöglichkeiten für Autos und Radfahrer. Herr Christen erläutert, dass für die Bewegungsmelder verschiedene Reichweiten von bis zu 150 m programmiert werden können und die Sensoren speziell auf Autos, LKW oder Fußgänger abgestimmt seien. Ratsfrau Kundt-Bergmann bedankt sich für den ausführlichen Vortrag und hinterfragt die Menge der bisher durchgeführten Projekte vom Ingenieurbüro Christen Lichtplanung sowie die anschließende Resonanz. Herr Christen beschreibt die Durchführung von rund 30 Projekten unterschiedlicher Größenordnungen, die allesamt ein positives Fazit mit teilweise bis zu 60 % Energieeinsparungen mit sich gezogen haben. Auf Anfrage von Ratsherrn Cording zum künftigen Austausch moderner Leuchtmittel erklärt Herr Christen, dass die Standardvorgaben für die Leuchtmittel sowie für die Linsentechnik beim Hersteller liegen. Die Programmierung bzw. der Aufbau erfolgte deshalb direkt ab Werk mit jeweiliger Erkennung durch einen QR-Code, der den Wartungsdienst so erheblich vereinfacht, da jedes Leuchtmittel baugleich ersetzt werden müsse. Die Leuchtstärke an sich sei natürlich jederzeit individuell regelbar. Auf entsprechender Nachfrage von Ratsfrau Welter erklärt Herr Christen, dass intelligentes Licht sowohl im Bereich des Albert-Post-Platzes als auch in anderen Gebieten sinnvoll wäre. Ratsherr Cording erkundigt sich abschließend über die Lebensdauer einer LED-Leuchte. Herr Christen erklärt, dass die LED-Leuchten mittlerweile eine sehr hohe Anzahl an Betriebsstunden erreichen können, wenn die Beleuchtung regelmäßig gedimmt würde.
Die Verwaltung wird beauftragt, für den Bereich der Fußgängerzone sowie der flankierenden Bereiche einen Planungsauftrag für die Leistungsphasen Grundlagenermittlung, Erarbeiten einer Lösung der Planungsaufgabe unter Berücksichtigung von vorgegebenen Bedarfsanforderungen sowie Ausarbeitung eines Planungskonzepts einschließlich lichttechnischer Berechnung zu erteilen. Weiter wird die Verwaltung beauftragt, für eines der nächsten Wohnbaugebiete einen Vorschlag für ein neues Lichtkonzept zu unterbreiten. |
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